Der Engel mit der Peitsche by Contessa Juliette

Der Engel mit der Peitsche by Contessa Juliette

Autor:Contessa Juliette [Juliette, Contessa]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
veröffentlicht: 2014-04-04T22:00:00+00:00


37. Frank geht fremd

Mein Leben gefiel mir wieder. Ich hatte einen Liebhaber, Spaß bei der Arbeit, gute Freunde und nicht zuletzt meinen persönlichen Leibsklaven Frank. Leider hatte ich nicht mehr so viel Zeit für ihn – ich arbeitete viel, die internationale Tätigkeit wurde sowohl in der Firma, als auch im Studio immer wichtiger, und Frank verlor schrittweise die Hauptrolle in meinem S/M-Leben. Wir hatten immer noch wunderbare Erlebnisse miteinander, und jede neue Studio-Mitarbeiterin, egal ob dominant oder devot, wurde zu einer Session mit Frank hinzugezogen, wenn er mich besuchen kam. Man konnte förmlich spüren, wie die Energie zwischen uns floss, und ich wollte, dass die anderen Damen sahen, welche Dynamik eine Session entwickeln kann.

Den ersten großen Knacks bekam unsere Beziehung, als mich Charlotte – die Herrin eines ehemaligen Kunden – bei einem Fetischdinner beiseite nahm und mir sagte: „Juliette, ich habe im Kontaktmagazin Schokolade in der Mittagspause inseriert und bekam einen Brief – ich glaube aber, der Mann ist eher was für dich. Er schreibt über seine Vorlieben, aber Kaviar kommt darin überhaupt nicht vor.“ Sie übergab mir einen handgeschriebenen Brief, an den eine Visitenkarte geheftet war. Darauf stand – Franks Name. Ich zuckte zusammen, sagte jedoch nichts. Mein persönlicher Leibsklave will fremdgehen? Nein, diese Blöße wollte ich mir nicht geben.

Zu Hause las ich in Ruhe den Brief durch. Frank war darin ehrlich und beschrieb sich selbst sehr gut. Ein Satz jedoch traf mich bis ins Mark: „Meine Herrin, der ich jahrelang diente, hat ins professionelle Lager gewechselt und daher suche ich jetzt eine andere, private Domina.“

Frank kam eine Woche darauf wie gewohnt. Ich erwähnte den Brief mit keinem Wort, unsere Session lief in gelöster Stimmung ab. Franks Verhalten mir gegenüber war wie immer. Vielleicht war alles nur ein Test gewesen, ob er noch bei anderen Dominas ankam? Ich vergaß die Episode bald wieder.

Vor Weihnachten veranstaltete ich für meine Bekannten aus der Fetischszene und engere S/M-Freunde eine Weihnachtsfeier in Viktors Restaurant. Frank war natürlich dabei, würde auch über Nacht bleiben und wie immer im Studio schlafen dürfen.

Der Abend war fröhlich und ausgelassen, und ich nützte die Stimmung aus, um ihn auf dem Rückweg ins Studio direkt zu fragen: „Frank, siehst du dich nach einer anderen Herrin um?“ Er sah zu Boden. „Nein, nicht direkt.“

„Lieber Frank, ja oder nein?“

„Ich habe da mal auf ein Kontaktinserat geantwortet.“

„Auf eines?“

„Na ja, auf mehrere, aber ich habe nur eine Antwort bekommen.“

„Und von wem?“

„Von einer Dame aus Salzburg.“

„Ich habe noch eine Antwort für dich – aus Wien.“

Frank sah mich mit großen Augen und hochrotem Kopf an. Mittlerweile dämmerte ihm, dass ich etwas wusste. Ich zog seinen Brief an Charlotte aus meiner Handtasche. „Die Madame, die diesen Brief von dir erhielt, hat ihn mir bereits vor drei Monaten übergeben. Sie meinte, du würdest besser zu mir als zu ihr passen.“ Frank stand still da, seine Arme hingen herunter, die Augen hatte er niedergeschlagen. „Du scheinst das ja nicht zu finden“, fuhr ich fort, „denn seitdem ich ins professionelle Lager gewechselt bin, wie du schreibst, scheinst du nicht mehr zufrieden zu sein.



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